Warum „Wollwesen“?

 

„Wollwesen“ –

so heißt mein Blog und auch mein „Label“, wie man heutzutage so schön sagt, dieser Name steht als Überbegriff für all´ mein Tun mit diesem Material Wolle, bzw. für alles, was durch meine Hände damit entsteht.

Wolle fasziniert und begeistert mich.

Oder vielleicht treffender formuliert:

Über die Jahre habe ich dazu eine innige Freundschaft entwickelt. Dabei war dies wirklich nicht immer so. Aufgewachsen als ein Kind der 70er- und 80er-Jahre, der Hochzeit der Kunstfaser, kam ich mit Wollkleidung eher wenig in Kontakt. Und wenn, war sie zu dieser Zeit meist unangenehm zu tragen: Kratzige Strumpfhosen aus grober Wolle gab es, daran erinnere ich mich noch, aber sonst?

Erst mit Mitte 20 kam ich über Naturmoden-Versandhändler wie Hess- und Maas-Natur in den Genuß von Strickjacken aus reiner und auch angenehm zu tragender Wolle. Und was war das für eine Entdeckung für mich! Denn ich fühlte mich nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf seelischer Ebene gewärmt. In so ein Kleidungsstück zu schlüpfen, fühlte sich an, wie ein Stück einhüllende Geborgenheit.

Später, als ich über Waldorfkindergarten und -schule unserer Kinder mit der Anthroposophie vertrauter wurde, leuchtete mir darum sofort ein, daß hier auch besonderer Wert auf Wollkleidung für Säuglinge und Kinder gelegt wird.

Über den Kindergarten lernte ich schließlich auch das Filzen und die Technik des Wollbild-Legens kennen. Und ab da ließ mich beides nicht mehr los. Ich besorgte mir Bücher und Filzwolle und hatte eine Unmenge an Ideen im Kopf, die ich umsetzen wollte. Und so lernte ich durch Ausprobieren, durch Fehler machen, durch das erneute Probieren…

Gemalt hatte ich schon früher sehr gerne, meistens mit Aquarellfarben. Dabei frustrierte mich allerdings oft, daß ein Bild, daß anfangs noch vielversprechend leicht und durchscheinend wirkte, beim Arbeiten an Details schnell zu schwer und dunkel wurde, was nicht mehr rückgängig zu machen war.

Beim „Malen“ mit Wolle ist es mir dagegen jederzeit möglich, die Wolle wieder abzuzupfen, wenn mir das Ergebnis nicht gefällt. Ich muß auch nicht warten, bis die Farbe getrocknet ist und kann jederzeit im Prozeß eine Pause einlegen. Durch die Dreidimensionalität der Wolle entseht zudem von selbst Licht- und Schattenwirkung.

Das Naßfilzen wiederum ist für mich inzwischen fast zu einer Art des Modellierens ähnlich wie mit Ton geworden. Das Schöne daran ist natürlich, daß dabei aber weiche, leichte und unzerbrechliche Gegenstände entstehen, die vor allem als Kinderspielzeuge ideal sind und jedes seine eigene „Wesenheit“ zum Ausdruck bringt.

 

 

Mit der Zeit kamen für mich noch das Stricken, Sticken, Nähen und Häkeln mit der Wolle dazu, wobei mir das Stricken vor allem am Herzen liegt.

Denn zusätzlich zu den vielfältigen Qualitäten der Wolle

  • leicht zu Färben
  • wasserabweisend
  • isolierend
  • wenig Gerüche annehmend
  • schwer entflammbar
  • nachwachsender Rohstoff

bietet sich mir durch das Stricken die Möglichkeit, die Kleidung selbst herzustellen, die ich gerne tragen möchte und die für mich auch bezahlbar ist.

Durch die Entdeckung der Internet-Plattform Ravelry und ihre nahezu unendliche Vielfalt an Strickmustern, fühlte ich mich wie in eine Schatzkammer versetzt. Denn auch Kleidung ist doch letztendlich eine Möglichkeit, etwas nach außen sichtbar zu machen, was man im Inneren für sich selbst als stimmig und passend erlebt und spielt in diesem Zusammenhang für mich eine wichtige Rolle für mein alltägliches Wohlergehen.

 

Nun bleibt mir natürlich  noch die Erwähnung der Tiere, die die Wolle entstehen lassen: Die Schafe (und natürlich auch Alpacas, Mohairziegen, Angorakanichen,…)

Diese Tiere darf ich immer wieder einmal bei Freunden von uns in ganz direktem Kontakt erleben und freue mich dabei jedes Mal über ihre neugierige, friedliche und ruhige Art zu sein.

Im Rhythmus mit der Natur und im Verbund als Herde leben sie dort ihr meist ruhiges Schafleben und aus dem hektischen gedankenerfüllten Alltagsleben kommend, hat mich das mehr als einmal schon zurück in die Einfachheit des Hier und Jetzt geholt.

 

 

So viel also über meine Liebe zur Wolle, über ihr einhüllendes, lebendiges und wohltuendes „Wesen“!

 

Hüllt Euch alle auch gut ein in dieser kalten und feuchten Novemberzeit,

zündet vielleicht eine Kerze an und holt Euer Strickzeug hervor,

es grüßt,

Eure

Frau Wollwesen.

 

 

 

 

Ab in den Mai…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein langes Wochenende geht zu Ende.
Es kommt mir jedoch noch deutlich länger vor, da es angefüllt mit vielen Erlebnissen und Eindrücken war.
Ein Theaterstück der Oberstufe an unserer Schule, ein Walpurgisfeuer vom Nachmittag in den Abend hinein bei Freunden im wunderschönen Garten, schließlich Tanz in den Mai.
Strahlender Sonnenschein, dann strömender Regen und dazwischen lag nur eine Nacht.
Nicht zu vergessen ein Besuch bei unserem ehemaligen Pflegepony an seinem neuen Stall und ein ausgedehnter Spaziergang mit ihm im Frühlingswald.

Dazwischen fanden sich erstaunlich viele Momente allein für mich in der Natur, joggend, fotografierend. Zeit auch, ein paar kleinere Wollwesen fertig zu stellen, Pläne zu schmieden für weitere. Zwischendurch ebenfalls für ein paar Zeilen an der einen oder anderen Geschichte, die ich zu meinen Wollbildern schreibe.
Und Zeit, über Ziele und Pläne für dieses Jahr nachzudenken. Um herauszufinden, was mir bei meiner kreativen Arbeit eigentlich am meisten am Herzen liegt und vielleicht mehr Raum und Zeit benötigt.

 

 

Dass mir diese meine Arbeit mit den Händen so wichtig ist,  wurde mir wieder sehr deutlich. Und dass sie eng verwoben ist mit den Geschöpfen der Natur, den Tieren und den Pflanzen vor allem. Durch das genaue Hinsehen beim Filzen eines Wollbild-Tier- oder Pflanzenmotivs z.B., nehme ich auf einmal so viel mehr wahr, als beim oberflächlichen Hinschauen im Alltag. Und das löst Staunen und Freude bei mir aus, über die unglaubliche Vielfalt des Lebens.

Apropos Freude:

Die kam bei mir auch auf, als ich mit unserer restlichen blauen Farbe vom Ostereierfärben (Pflanzenfarbe Indigo) ganz ohne viel Erwartung einen Strang Wolle färbte.

Was für ein Blau!!! Ihr könnt die Wolle auf dem Foto oben unter den Tierfingerpuppen sehen. Da möchte ich doch am liebsten sofort die geplante biologische Indigoküpe ansetzen, die mir schon so lange durch den Kopf geht. Aber so „mal schnell zwischendurch“ ist das wohl keine so gute Idee….Hat jemand von Euch so etwas schon einmal probiert?

 

Desweiteren hat mich leider die Nachricht erreicht, dass das Jungtierfest am Natur- und Tiererlebnishof Opfingen, über das ich hier geschrieben habe, leider ausfällt und damit auch mein Verkaufsstand dort.

Aus diesem Grund werde ich in den nächsten Tagen einige Fingerpuppen und Vögel, die dafür gedacht waren, in meinen Wollwesen-Laden einstellen. Schaut doch mal dort vorbei, wenn Ihr Lust und Zeit habt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich grüße Euch herzlich,

wünsche Euch viel Zeit, im satten Mai-Grün zu schwelgen,

Eure

Frau Wollwesen.

 

 

Verlinkt mit Handmade on Tuesday und Dienstagsdinge.

Leben, jetzt…

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„Krumme Pfade“, so heißt das Strickmuster für meine kürzlich fertiggestrickte Mütze. Und der Name scheint mir kein schlechtes Sinnbild zu sein für mein bisheriges Leben.

Wenn ich zurückblicke, sehe ich keinen linearen Weg, der stetig und zielgerichtet auf dieses gegenwärtige „ich“ zuführt. Es gibt viele Seiten- und Parallelwege, Sackgassen auch. Aber wenn ich genauer hinsehe und mich von dem äußeren Anschein nicht ablenken lasse, erkenne ich ihn immer wieder:

Den roten Faden.

Und dieser drückt sich auf die verschiedensten Arten und Weisen aus:

Im Interesse für Bücher und Geschichten, Natur (-wissenschaften), Kochen, Musik, Körperarbeit, Meditation, textiles Werkeln, Kunst,….

Ihnen allen zugrunde liegt:

Lebendigkeit

Nicht mehr und  nicht weniger. Sie in allen unendlich möglichen Nuancen (wieder-)zu entdecken, mit Dankbarkeit, das scheint mir das Wichtigste zu sein.

Dies rufe ich mir hiermit selbst wieder liebevoll in Erinnerung, weil ich ständig abdrifte. Hin zu: Erfolgsdruck, Zukunftsängsten, usw.

Und für Euch nun ein paar Lebendigkeits- (oder auch: Kreativitäts-) Foto-Häppchen aus der letzten Woche:

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Überfärbung (nur teilweise) meines mit Apfelbaumrinde gefärbten Garnes mit Avocadoschalen

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…und das Ergebnis davon, auf einem Stück Leinen, auch mit Avocadoschalen gefärbt (und in Realität deutlich dunkler)

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Die Stunde der Gartenvögel wirkt bei mir immer noch nach, ich filze Vögel und noch mal Vögel….

Ich sende Euch herzliche Grüße,

Eure

Frau Wollwesen.