Dezembergruß

 

Ein letzter Gruß in diesem Jahr an Euch, Ihr lieben Wollwesen-Leserinnen und -leser!

Hier war es vergleichsweise still, was ich einerseits schade finde und mich andererseits entlastet, da mein Leben an sich sehr „lebendig“ und ausgefüllt ist. Aber trotz allem möchte ich diesen Blog hier nicht still legen, vielleicht eher eben etwas ruhiger werden lassen und von Zeit zu Zeit wiederkehren mit neuen Bildern und Eindrücken.

Das Filzen und auch anderes Wolle-Werkeln begleiten mich nämlich weiterhin stetig, was ich sehr wohltuend finde. Es ist mein ganz persönlicher Weg, mit mir selbst in Verbindung zu sein, mich zurückzuziehen vom Trubel des Alltags und außerdem eine Möglichkeit, anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern…. das habe ich auch im vergangenen Jahr immer wieder erlebt, wenn ich eine Bestellung fertiggestellt hatte und das war und ist eine große Freude für mich.

Überhaupt war einiges los in meinem kleinen Etsy-Laden und dafür möchte ich mich von Herzen bei allen bedanken, die ihren Weg dorthin gefunden haben! Mein Mann plant den Bau einer kleinen Packstation für meine Postkarten. Somit darf ich dann (was ich schon als Kind geliebt habe) Postamt spielen und habe alles an einem Ort schnell zur Verfügung – darauf freue ich mich.

 

 

Hier im Hintergrund finden gerade letzte Weihnachtsvorbereitungen statt, der Baum wird aufgestellt und geschmückt….

Ein besonderes Fest ist es in diesem Jahr für uns alle…ALLE.

Ich versuche, nur einen Schritt nach dem anderen zu gehen und das in Aufmerksamkeit, mit Wohlwollen (was mir ab und an auch gelingt….) Die Zukunft bringt, was sie bringt und Ängste und Sorgen machen sie nicht notwendigerweise besser.

Die Ruhe und Entschleunigung tuen mir gut und das versuche ich, mir immer wieder in Erinnerung zu rufen, wenn ich beginne, schon wieder alles zu verplanen…..

 

 

 

Durch Kundenaufträge filze ich immer wieder einmal Tiere, die ich von mir aus nicht unbedingt gewählt hätte, so z.B. dieses Nashorn. Ich mag es, etwas Neues auszuprobieren, aber es fühlt sich auch immer etwas unsicher an….

Mit diesem Ergebnis bin ich auf alle Fälle glücklich und zudem habe ich mir noch nie zuvor Bilder von Nashörnern so genau angesehen. Sie sind faszinierende Tiere – es ist doch unglaublich, wie viele verschiedene Lebewesen mit oftmals bizarren Eigenheiten auf dieser Erde leben!

 

 

 

 

Dachse sind jedenfalls auch solche Geschöpfe, die so wirken, als ob Mutter Natur eine Menge Freude hatte, als sie sie erschaffen hat!

Und ich lasse mich von der Freude anstecken und filze sie einfach immer wieder von Neuem!

(Die Wolle ist übrigens das Ergebnis einer Solar-Wollfärbung mit Kermesbeeren, die mir an unserem letzten Urlaubstag in Südfrankreich diesen Sommer sozusagen buchstäblich vor die Nase gefallen sind. Seit Jahren wollte ich das schon ausprobieren! Und das Rot ist überzeugend, oder?)

 

 

 

 

 

 

Wie jedes Jahr in der dunklen Jahreszeit dürfen hier auch die Lichtträger nicht fehlen. Wer schon länger mit liest, kennt sie bestimmt.

Es gibt einige, die immer wiederkehren, wie z.B. die Eule mit dem Kopftuch. Aber auch neue kommen dazu, so z.B. dieser hier, der mir ganz besonders ans Herz gewachsen ist:

 

 

 

 

 

Auch Stacheliges vermag Licht in die Welt zu tragen!

 

Ich sende Euch von Herzen Grüße und wünsche Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr 2021!

Eure

Frau Wollwesen

 

 

 

 

Sommerausklang

 

 

 

 

 

 

So wie Rainer Maria Rilke es in seinem Gedicht „Herbsttag“ schrieb, so möchte ich es zusammenfassen :

„…der Sommer war sehr groß.“

Oh ja, das war er. Wunderschön und erschreckend in dieser „Größe“ zugleich. Heiß und hitzig, trocken. Einladend für ein kühles Bad in Fluss und See. Und das haben wir getan, an den unterschiedlichsten Orten waren wir baden:

Hier im Schwarzwald in Moorseen, in Baggerseen, im Süden von Frankreich in Flüssen. Wir haben Fische beobachtet und den größten Tagfalter Europas gesehen, den Erdbeerbaumfalter.  Auch er auf der Suche nach Wasser, um zu trinken.

Ich finde, es wird nun immer deutlicher sichtbar, dass sich unser Klima drastisch verändert. Kann das wirklich noch jemand leugnen? Die Fahrt in den Süden Frankreichs war begleitet von vertrockneten Büschen und Bäumen in großem Ausmaß. Nicht nur im April diesen Jahres fiel hier bei uns im Süden Deutschlands kein Tropfen Regen, auch dieser September war bisher unglaublich trocken und warm.

Es wird Zeit, wir müssen handeln, politisch, persönlich. Nur das „wie genau“ ist mir nicht ganz klar und lässt mich immer wieder hilf- und ratlos zurück…

Eins ist mir aber wieder stärker zu Bewusstsein gekommen:

Wir sind verbunden, wir alle hier auf dieser Erde, mit dieser Erde.

Wir sind ein Teil dieses ganzen wunderbaren „Lebendigseins“ und je mehr uns dies klar ist und wir die Schönheit um uns herum wahrnehmen, desto mehr verhalten wir uns respektvoll und wertschätzend.

 

 

 

 

Ein großes Geschenk dieses Sommers war es für mich und vor allem für meine jüngste Tochter, ein Lämmchen, das von seiner Mutter nicht angenommen wurde, einen kleinen Teil mitbegleiten zu dürfen. Zu erleben, wie aus diesem zarten und wunderbar weichen Wesen mittlerweile ein lebendiger und kräftiger „Teenager“ geworden ist, die die älteren Schafdamen auf Trab bringt.

Und so spiele ich mit dem Gedanken, in hoffentlich nicht zu ferner Zukunft ein Lamm zu filzen, gerade groß genug, um es wie eine Puppe in die Arme schließen zu können.

 

 

 

 

 

 

Bei einem Igel stellt man sich das nicht ganz so kuschelig vor, aber sie sind einfach so nette Gesellen, die zum Glück auch in unserem Garten immer wieder einmal auftauchen.

 

 

 

 

Das Rotkehlchen war ein Kundenauftrag, genau wie dieses „Kerlchen“,

das mir lange Filzstunden und viel Freude beschert hat:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Darf ich vorstellen:

Hierbei handelt es sich um einen Wochentagszwerg.

Mittlerweile wohnt er in einer Schule bei einer ersten Klasse und trägt jeden Tag eine andersfarbige Mütze, passend zu eben genau diesem Wochentag.

Er ist etwa 30 cm hoch und teilweise mit Sand gefüllt, damit er einen „guten Sitz“ hat. Die einzelnen Finger und Zehen zu gestalten war ein Geduldsspiel, hat sich aber auf alle Fälle gelohnt, finde ich!

Am liebsten mag ich das „Badewannenfoto“. Auch wenn das Gesicht noch nicht fertig ist, strahlt er schon etwas Genießerisches aus….!

 

Gefilzt habe ich also dennoch immer wieder, auch wenn hier auf dem Blog leider nicht mehr oft darüber berichtet wird.

Da meine „hauptberufliche“ Arbeit mich sehr viel in Anspruch nimmt, nutze ich die verbleibende freie Zeit dann doch eher für die Hand-Arbeit mit Wolle oder Stoff und mag nicht mehr so viel vor dem Computer sitzen….

Aber vielleicht kommen auch wieder andere Zeiten!

Ich grüße Euch alle ganz herzlich und freue mich natürlich nach wie vor sehr, wenn Ihr hier lest und vielleicht sogar einen Kommentar schreibt,

bis bald,

Eure

Frau Wollwesen.

 

 

 

Tutorial für eine naßgefilzte Hasen-Handpuppe

 

Ja – ich weiß! Es ist doch gar nicht mehr Ostern!

Und auch Pfingsten längst Vergangenheit—-

Aber ich dachte mir, dass Ihr

  1. …vielleicht trotzdem immer schon einmal eine süße Hasen-Handpuppe filzen wolltet und…
  2. ….könnt Ihr mit ein bisschen Phantasie und Entdeckerfreude diese Methode auch für ein anderes Tier verwenden.
  3. …ist es schon viel zu lange her, dass es hier auf meinem Blog eine Anleitung gegeben hat!!!

Also: Los!!!!

Was Ihr dafür braucht:

  • Eine Schüssel mit warmer Seifenlauge (ich benutze eine rückfettende Seife, damit die Haut nicht so trocken wird, aber im Prinzip könnt Ihr jede benutzen).
  • Ein (altes) Frottee-Handtuch
  • Eine wasserdichte Unterlage, damit Euer Tisch geschützt ist
  • Eine Wäschesprenger-Flasche oder eine Blumenbrause mit Gummiballon
  • Eine Filzgummimatte oder eine Autofußmatte
  • evtl. Filznadeln

Ausserdem:

  • Kardierte Vlieswolle in Grau oder Braun,  zusätzlich etwas weiße und braune oder schwarze Vlieswolle (Reste)
  • Glasaugen wie man sie für die Teddybär-Herstellung kaufen kann
  • Pferdeschweifhaare oder dünnen Faden (für die Schnurrhaare)

 

 

Ihr benötigt zudem eine Schablone aus Noppenfolie oder einer anderen, etwas dickeren, Plastikfolie.

Die Vorlage für die Schablone könnt Ihr hier herunterladen. Dabei bitte beachten, dass Ihr die Blätter im DIN A4-Format ausdruckt (zur Kontrolle findet Ihr ein Quadrat in Größe 5 x 5 cm auf dem Ausdruck).

Hier seht Ihr, wie Ihr die 3 Blätter zusammenkleben müsst:

 

Jetzt also nur noch ausschneiden, auf Noppenfolie übertragen und wieder ausschneiden:

 

 

Nun geht es so richtig los:

Ihr legt Euch ein großes Stück graue bzw. braune Vlieswolle auf den Arbeitstisch (es sollte insgesamt etwas größer sein als Eure Schablone) und prüft zunächst mit den Händen, ob die Wollschicht überall gleichmäßig dick ist.  Sollte das nicht der Fall sein, gleicht Ihr die dünneren Stellen mit einigen aufgelegten Wollflocken aus.

Als nächstes legt Ihre Eure Folien-Schablone darauf und zupft Euch ein Vlies im Hasenumriß zurecht, das Wollstück soll dabei ein bisschen größer werden als die Schablone (damit man die Ränder später umklappen kann).

Diesen Schritt wiederholt Ihr gleich noch einmal, so dass Ihr nun zwei identische Hasenvliese habt.

Eines davon besprenkelt Ihr jetzt mit warmer Seifenlauge aus dem Wäschesprenger, dabei die Ränder trocken lassen.

Anschließend wird die Schablone daraufgelegt und mit ihr die Seifenlauge gut im Vlies verteilt. Fehlt noch Lauge, die Schablone anheben und mehr daruntersprenkeln.

Nun klappt Ihr die überstehenden Wollränder um und befeuchtet sie dabei gleichzeitig mit Lauge. Es ist wichtig, dass die Ränder gut mit Wolle bedeckt sind, aber auch nicht zu sehr, da es sonst später Wülste gibt.

Als nächstes nehmt Ihr das zweite Hasenvlies und legt es oben auf:

Ihr besprenkelt wieder alles bis auf die Ränder mit Seifenlauge und- nun wird es etwas knifflig – dreht das Ganze um!

Dabei könnt Ihr Euch z.B. die Gummimatte zu Hilfe nehmen, oder auch einfach – Schwupp! – zwischen Eure beiden Hände nehmen und beherzt wenden.

Spätestens jetzt seid Ihr froh, dass Ihr den Tisch gut abgedeckt habt….!

Das Ganze sieht nun in etwa so aus:

 

Ihr ahnt es vielleicht schon: Die Ränder werden wieder umgeklappt und gut befeuchtet:

Die Ränder liegen nun also doppelt. Um dies mit dem Rest des Körpers auszugleichen und außerdem drohende Löcher zu vermeiden, legt Ihr überall im Innenbereich noch dünne Wollflocken auf und befeuchtet sie gut.

Jetzt wird noch einmal gewendet und das Auflegen der Wollflocken und Durchfeuchten wiederholt sich auf der Rückseite.

Nun sieht es in etwa so aus:

 

Nun gestaltet Ihr die Nase:

Aus der grauen oder braunen Wolle wickelt Ihr Euch eine etwa 6 x 3 cm dicke feste Rolle (unten darf sie etwas mehr als 3 cm haben, oben etwas weniger).

Diese legt Ihr nun auf das Hasengesicht und durchtränkt sie gut mit Seifenlauge. Darüber legt Ihr von allen Seiten dünne Wollvliesstückchen, um die Übergänge zu verwischen. Diese Stückchen helfen auch dabei, dass sich die Nase später beim Filzen gut mit dem Untergrund verbindet:

Mit kleinen länglichen Stücken weißer Wolle könnt Ihr nun die Konturen der Ohren „nachzeichnen“ (in den Ohrspitzen evtl. auch mit schwarzer Wolle) und die unteren Schnauzenränder hervorheben. Eine kleine graue Wollkugel bildet die Unterlippe (diese wieder mit Vliesstückchen bedecken und evtl. später weiß nachzeichnen):

 

Ich nehme mir zu diesem Zeitpunkt oft die Filznadel zu Hilfe, um die Schnauze so zu formen, wie ich es mir vorstelle.

Jetzt beginnt das Filzen:

Ich lege mir zu Beginn immer ein Stück Noppenfolie auf das zu filzende Stück. Das hilft, dass die feinen „Wollzeichnungen“ nicht verrutschen beim Anfilzen.

Ich reibe also noch mit recht wenig Druck in kreisenden Bewegungen über die spätere Handpuppe.

Dabei arbeite ich immer von außen nach innen (wie man auf dem Foto sehen kann), damit die Ränder nicht zu breit werden:

Nach einiger Zeit kann die Noppenfolie abgenommen und direkt auf der Wolle weitergefilzt werden. Wenn die Oberfläche sich geschlossen hat (also nichts mehr verrutscht) das Ganze wenden und die Rückseite ebenso bearbeiten.

Schließlich sieht es dann so aus:

(Die Schnauze habe ich übrigens zwischendurch immer wieder mit der Nadel bearbeitet).

Die Oberfläche ist nun gut gefilzt aber noch nicht gewalkt.

Mit einer Schere schneidet Ihr nun den ganzen unteren Rand ab, so dass Ihr die Schablone aus der Puppe herausziehen könnt:

 

Ihr greift mit der Hand hinein und bearbeitet mit gut eingeseiften Händen vor allem die Ränder und insgesamt die ganze Innenfläche.

Nun wird gewalkt:

Ihr knetet das Filzstück auf der Gummimatte gut durch, dabei immer wieder gut durchnässen und zwischendurch in Form bringen (den Kopf könnt Ihr mit etwas Vlieswolle ausstopfen – aber nur im vorderen Schnauzenbereich, so dass Ihr noch gut mit den Fingern den Kopf bewegen könnt.)

 

Auch die Ohren und die Pfoten wollen natürlich schön ausgeformt werden….!

Jetzt kann man schon ein bisschen mit der Handpuppe herumspielen!

Wenn der Hase richtig stabil gewalkt ist, spült Ihr die Seifenlauge unter fließendem Wasser aus, bis das Wasser klar bleibt. (Die Wolle freut sich über einen Schuß Essig im letzten Spülgang!)

Schon fast fertig!

Die Handpuppe darf nun trocknen, was meist 1-2 Tage dauert:

Schließlich näht Ihr mit einem reißfesten Faden die Glasaugen an und zieht mit einer Nadel die Pferdeschweifhaare als Schnurhaare ein.

Und jetzt könnt Ihr ihn/sie lebendig werden lassen:

 

 

Viel Spaß beim Filzen

wünscht

Frau Wollwesen!

 

PS: Ich weiß, ich weiß: Der Stummelschwanz fehlt!!! Aber kein Problem:

Einfach eine Kugel filzen und später annähen oder direkt so anfilzen, wie bei der Nase beschrieben!

 

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