Erahnen von Frühling…

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Sieht es auf den Fotos unserer Sonntagsfreude noch recht wolkenverhangen aus, so ahnte man heute, was schlussendlich unwiderruflich kommen wird:

Der Frühling!

Ein strahlend blauer Himmel, die Sonne scheint auf den Wohnzimmertisch und ein „freier“ Vormittag liegt vor mir:

Optimale Bedingungen für ein bisschen Naßfilzen (und zwischendurch, beim Walken, ein nettes Telefonat 😉 ! Vor einiger Zeit hatte ich mit der Filznadel etwas Vorarbeit geleistet und heute ging es an die gröbere Arbeit.

Schließlich…

 

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Diese Schale mit zarten weißen Blüten gehört zu einer Reihe anderer Schalen, mit denen ich letzten Herbst begonnen habe. Einige warten noch darauf, bestickt zu werden (Und hier auf dem Blog vorgestellt zu werden.)

 

 

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Beim Trocknen bringe ich diese Schalen in ihre endgültige Form, in dem ich Hilfsmittel wie oben abgebildete Gummis oder Keramikschalen benutze. Filz hat die Eigenschaft, die Form, in der er trocknet, beizubehalten. Allerdings läßt dies nach einer Weile nach und besonders bei Verwendung von sehr feiner Wolle „macht“ diese schließlich „schlapp“.

Ich habe deshalb schon verschiedene Versteifungsmittel ausprobiert und verwende nun etwas mit Wasser verdünnten Holzleim. Er wird nach dem Trocknen transparent und ist recht umweltverträglich im Vergleich zu anderen Möglichkeiten (und effektiver wie z.B. Tapetenkleister).

 

Und so schaue ich dem vom Wetterbericht angekündigten Schnee recht gelassen entgegen, mit diesem „greifbaren“ Frühlingsboten im Haus…

 

Herzliche Frühlingsgrüße von

Frau Wollwesen

Wollbild: Hüter der Pflanzenfasern

Nach und nach möchte ich meine Wollbilder und die Geschichten dahinter näher vorstellen.

 

Diese hier erzählt über den

Hüter der Pflanzenfasern

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„Er lebt dort, wo die offenen Wiesen und Weiden ihre Begrenzung finden durch Büsche und Bäume. Dort, wo an ihrem Rand die Brombeeren empor wuchern, die Menschen und große Tiere daran hindern, sich tiefer hinein zu bewegen. Nur Vögel, Mäuse und anderes kleines Getier kann sich hier mühelos bewegen, ohne an Dornen und Kletten hängen zu bleiben.

Der Hüter der Pflanzenfasern ist nicht mehr jung, sein wirres Haar schneeweiß und lang. Samen hängen darin, was sein ganzer Stolz ist. Er trägt darin die Erinnerung an viele Pflanzen, die er lange nicht mehr gesehen hat, die es heute wohl gar nicht mehr gibt. Ihre Namen klingen ihm dennoch ganz vertraut im Ohr nach: Heckensonnenkraut, Klettergawain, Mirandawurzel, Nachtröschen… Er murmelt sie vor sich her, während seine alten, an Wurzeln erinnernden Hände die weißen Samenflocken der Waldrebe von kleinen Ästen und Dornen zupfen.

Er sammelt sie zu einem großen watteweichen Buschen zusammen und wickelt sie anschließend in ein Hainbuchenblatt. Einige dieser Blätter liegen schon gefüllt in seinem Haus weiter hinten, dort, wo die rosa Heckenrose wächst. Ihre Blüten haben sich längst in leuchtend rote Hagebutten verwandelt, Früchte, die der Hüter der Pflanzenfasern liebt und mit großem Genuß verzehrt.

Doch jetzt ist er nicht hungrig. Er prüft sorgfältig seinen Vorrat an Fasern. stirnrunzelnd sinnt er nach, ob genug gesammelt wurde. Er denkt an all die Vögel, die im Frühling nach Polstermaterial für ihre Nester anfragen werden. An die vielen Mäuseeltern, die ihre Kinderstuben weich und warm herrichten wollen. Und nicht zuletzt an seine allerwichtigste Aufgabe: Das Aussäen der Samen an Orten, an denen diese Pflanzen bisher noch nicht wachsen, wo sie aber dringend benötigt werden.

Mit einem Seufzer macht er sich schließlich wieder auf den Weg. Noch viele Blätter wird er füllen, bevor der Herbst mit seinen Stürmen an den Samenständen zerrt. Bevor der weiße kalte Schnee sich über das Haus des Hüters legt und ihn seinen wohlverdienten Schlaf schlafen läßt. Bevor der frische grüne Frühling dort hereinschaut und mit ihm seine gefiederten und pelzigen Gesellen….“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was mir vom Tage so übrig bleibt…

….Heute:

Das war ein Vormittag für mich und meine Wollwesen.

Und dadurch liegt hier ein fast fertig gekleideter kleiner Schafsbock auf meinem Werkel-Tisch. Er trägt eine Latzhose (noch ohne Träger) aus Wollwalk in meinem Lieblingsgrünton (habe ich schon erwähnt, dass ich grün mag…?) und sieht irgendwie verschmitzt gutmütig aus. Wahrscheinlich gibt ihm diese Farbe einen kleinen Vorgeschmack auf die saftigen Frühjahrswiesen, die er sich sehnlichst herbeiwünscht. Ich höre ihn freudig blöken und wahrscheinlich springt er dann mit allen vier Hufen gleichzeitig in die Luft…? (so gesehen bei Freunden, die gerade 2 kleine Lämmer mit der Flasche aufziehen…)

 

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Sein Pulli wartet noch auf das Fertig-Vernäht-Werden:

 

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Die Anleitung dafür findet man kostenlos auf Ravelry.

 

Ausserdem beschäftigt mich ein Strickprojekt für das Februar-Kind, nämlich diese Jacke .

Da ich bisher nur ein einziges Mal mehrfarbig gestrickt habe, bei einer Mütze auch für dasselbe Kind (sieht man hier von weiter weg…), versuche ich das beidhändige Stricken zu erlernen ( d.h. in jeder Hand eine andere Farbe), um eine einigermaßen gleichmäßige IMG_20150205_211738740Spannung hinzubekommen. Tatsächlich fühle ich mich dabei, als ob ich das Stricken noch einmal ganz von vorne lernen müsste. Und es fällt mir auf, wie sehr man dabei die Schultern und die Nackenmuskulatur unnötig anspannen kann – totale Zielfixierung! (Hier spricht die Alexander-Technik-Lehrerin, eine Körperarbeit, von der Ihr vielleicht schon einmal gehört habt. Darüber werde ich in Zukunft irgendwann ausführlicher schreiben…).

Ich habe mir auf Youtube u.a. dieses Video angesehen. Aber so leicht, wie es da wirkt, habe ich es leider (noch) nicht erlebt!

Hilfreich und interessant finde ich auch diesen Beitrag von The Craft Sessions, v.a. das Video über die verschiedenen Strickstile, die so in der Welt praktiziert werden. Hier geht es eigentlich nicht um mehrfarbiges Stricken, aber die Beiträge sind, finde ich einfach immer sehr lesenswert und regen zum Nachdenken über das eigene Tun an.

Es tut mir momentan einfach gut, neue Dinge auszuprobieren. Und ich möchte immer mehr dahin kommen, dass ich  gnädig und wohlwollend mit mir selbst umgehe, wenn das Ergebnis dabei nicht unbedingt gleich auf Anhieb dem Idealbild in meinem Kopf entspricht.

Auch habe ich mir als Ziel gesetzt, nicht möglichst viel in kurzer Zeit herstellen zu wollen (was mir aber immer wieder passiert), sondern den Vorgang an sich, das Mit-den-Händen-hervorbringen zu genießen, aus Fehlern zu lernen, sie als Chance wahrnehmen.

Über die wohltuende Wirkung dieses Vorganges habe ich auch hier gelesen.

 

Eine gute Nacht wünscht

Frau Wollwesen