Lernen aus „Fehlern“

 

 

 

 

Die Bäume sind noch lange nicht grün und auch sonst lässt er anscheinend noch ein bisschen warten auf sich, der Frühling.

Aber Blumenläden, warme Sonnenstrahlen und laue Lüftchen immer wieder einmal zwischendurch versprechen uns: Bald ist es soweit!

Und so konnte, wer wollte, beobachten, wie ich gestern im Sonnenschein die draußen gelagerten und im Herbst nicht in den Boden gesteckten Frühlings-Blumenzwiebeln vergraben habe. Fast alle hatten bereits ausgetrieben und so konnte ich mein lang andauerndes schlechtes Gewissen beruhigen. Es ging sogar soweit, dass ich etwas überheblich wurde und mir mit dieser „neuen“ Methode ganz gewitzt vorkam! Wer weiß, ob da nicht noch eine unangenehme Überraschung auf mich zukommt…habt Ihr vielleicht Erfahrung in dieser Hinsicht?

 

Gerade gehe ich auch in anderen Bereichen wieder durch mancherlei Lernprozess hindurch:

Ein Pflanzenfärbebad aus Avocado-Kernen mit Wollgarn, das nach dem Auswaschen restlos alle Farbe wieder verloren hat…

Vorher noch schön rosa, aber dann…!

 

Eine gefilzte Puppe, die leider etwas lange auf ihre Fertigstellung warten musste und dadurch dauerhaft am Bauch verfärbt war…

 

Eine Strickjacke, die im fertigen Zustand irgendwie überhaupt nicht das Wohlgefühl bei mir hervorrief, wie erhofft….und sich dann auch nur noch teilweise wieder aufribbeln ließ:

 

 

ABER:

Wie so oft hat ja Mißerfolg auch sein Gutes (manchmal muss man nur länger danach suchen!).

So überfärbe ich nun das fade Garn mit einem Sud aus Erlenzapfen, die wohl „nur“ braun färben werden aber das Wasser sofort eine unglaublich kräftige Farbe annehmen lassen, schon im kalten Zustand.

 

Ausserdem habe ich die Filzpuppe ebenfalls gefärbt, wieder einmal mit Walnußschalen. Ich habe sie nur kurz im Färbebad gelassen und dadurch einen, wie ich finde, sehr schönen Hautton hinbekommen, der für mich nach intensiver Sommer-Sonnen-Bräune aussieht. In meinem letzten Beitrag konnte man sie schon sehen:

 

Ich bin nun richtig froh über den Fehler, da die Farbe für die Bäckchen ursprünglich auch zu intensiv war und nun abgemildert ist.

 

Fehlt noch das Stricken:

Das ursprüngliche Muster Maeve benötigt für eine gute Passform wahrscheinlich tatsächlich ein anderes Garn als das von mir verwendete Drops-Nepal. Es war einfach zu steif und dadurch stand die Jacke am Rücken seltsam ab. Ausserdem waren die Ärmel (trotz schon eingeplanter Kürzung) zu lang. Ich habe kurz darüber nachgedacht, sie noch weiter zu kürzen aber irgendwann war mir klar, dass dieses Projekt wahrscheinlich den Kleiderschrank nur äußerst selten verlassen würde. Also: Auftrennen. Dachte ich. War bloß auch alles andere als einfach. Der Schlakragen mit seinem „Sewn Bindoff“ nach der Strickikone Elizabeth Zimmermann (der aus Gründen der Elastitzität angewendet werden sollte), widersetzte sich vehement. Seufz!

Letztendlich habe ich nicht viel Garn retten können. Da ich aber sowieso noch einiges Unverstricktes übrig hatte, machte ich mich nun an dieses Projekt:

 

 

 

 

Ich finde die Farbe Hellgrau passt einfach wunderbar zu den allermeisten Kleidungsstücken, die ich trage und eine weitere Jacke kann nicht schaden…und für Carrie Bostick Hoge`s Entwürfe scheine ich auch eine Vorliebe zu haben!

Ich merke, wie gerne ich Raglan-Strickmuster stricke. Diese kleinen diagonalen Nähte gefallen mir und ich finde es auf eine Art faszinierend, wie durch diese einfachen Zunahmen ein Oberteil entstehen kann.

Ein kleines bisschen  bange bin ich dieses Mal, ob die Jacke mir nicht zu klein wird…Die Maschenprobe stimmt im Prinzip. Ich mache sie allerdings nie so aufwändig wie z.B. hier beschrieben, muss ich gestehen. Ich bin immer schon stolz, dass ich überhaupt eine mache, so ist das leider.

Also: Es bleibt spannend.

Zwischendurch wechsele ich immer einmal zu meiner Orchard Grass Stole.

Sie wächst langsam, aber sie wächst. Vorgestern sind mir fast alle Maschen von der Nadel entkommen, da das Seil sich löste. Und da ich bei solchen Lace-Arbeiten noch nicht das Wissen besitze, wie man das alles wieder schön ordentlich in den Urzustand zurückbringt, finden sich nun auch hier einige Fehler:

 

 

Aber: So what?

Der Weg ist das Ziel, oder?

 

Ich sende Euch herzliche, gerade ganz gelassene, Grüße,

Eure

Frau Wollwesen.

 

Verlinkt mit Maschenfein.

Vogel-Gezwitscher – Tutorial für eine Filz-Blaumeise (1.Teil)

 

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In meinem letzten Beitrag habe ich es schon erwähnt:

Seit der Stunde der Wintervögel lassen sie mich nicht mehr los, die heimischen Singvögel. Sie haben alle eine Schönheit und Anmut, die mich bezaubert und die sich natürlich mit Wolle nur ansatzweise wiedergeben lässt.  Aber es macht mir sehr viel Freude, ganz genau hinzusehen, um ihre Färbung möglichst genau abzubilden. Und vielleicht sogar ein Stück der Vogel-Persönlichkeit darzustellen (was ein ganz schön hoch gestecktes Ziel ist, gebe ich zu).

 

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Und da vielleicht auch jemand von Euch Lust haben könnte, ein solches Vögelchen zu filzen, habe ich dieses Blaumeisen-Tutorial für Euch zusammengestellt. Es ist allerdings nicht gerade kurz und so werde ich es in mehrere Teile aufteilen.

Heute also Teil 1:

Für das Nassfilzen des Vogels benötigt Ihr:

 

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Weisse Filzwolle im Vlies….

 

 

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Ein Stück Seife…

 

 

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Eine Spritzflasche….

 

 

 

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Eine Schüssel mit warmem Wasser für die Seifenlauge….

 

 

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Bunte Vlieswoll-Reste….

 

 

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Eine Filznadel (am besten in der feinen Stärke)….

 

 

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….und eine Schaumgummi-Unterlage.

 

Zunächst nehmt Ihr Euch ein Stück weisse Vlieswolle,

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…und rollt dies von einer der Seiten möglichst fest auf (die Ränder dabei mit einschlagen).

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Danach in die Seifenlauge eintauchen und darauf achten, dass es die Form behält.

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Diese Grundform baut Ihr nun mit weiteren Vliesstücken auf, d.h. Ihr legt oben am Kopf und vorne am Bauch Vlies auf, besprüht es mit Seifenlauge aus der Flasche und streicht es vorsichtig an. Vorsichtig deshalb, da sich die Wolle erst ganz am Schluss verfilzen soll, wenn die Gefiederfärbung aufgelegt ist.

Wichtig: Bevor Ihr verzweifelt, weil die Wollflöckchen an Euren nassen Händen hängenbleiben statt am Vogel: Immer lieber zu viel Seife verwenden, als zu wenig. Das bedeutet, dass Ihr die Seife stets griffbereit neben Euch liegen haben solltet, um die Hände schnell wieder „flutschiger“ zu machen. Die Wollflöckchen brauchen manchmal auch einiges an Seifenwasser, bis sie sich gut anlegen lassen.

 

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Nun kann man Kopf und Rumpf schon ganz gut erkennen.

Als nächstes setzt Ihr aus 2 Vliesstreifen die Flügel an:

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Sie werden schlaufenförmig angelegt und an den Ansatzpunkten mit Seifenlauge durchnässt.

 

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Diese Flügelansätze brauchen noch mehr Stabilität durch weitere Vlies-Flöckchen, die rundherum aufgelegt und nass gemacht werden.

 

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Wenn alles gut verbunden ist, wird der ganze Flügel befeuchtet und das alles auf der anderen Seite des Vögelchens wiederholt.

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Nun kommen die Schwanzfedern:

Ein langes schmales Stück Vlies an der Ober- und Unterseite des hinteren Endes des Vogels auf die gleiche Art wie die Flügel ansetzen.

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Nun ist die Vogel-Grundform fertig.

Wie es mit der Gefiederfärbung weitergeht, erfahrt Ihr dann beim nächsten Mal!

 

Ich wünsche Euch eine wunderschöne Woche und aufmerksame Ohren für das beginnende Frühlings-Gezwitscher in der Natur,

Eure

Frau Wollwesen.

 

Verlinkt mit Creadienstag.

Leben, jetzt…

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„Krumme Pfade“, so heißt das Strickmuster für meine kürzlich fertiggestrickte Mütze. Und der Name scheint mir kein schlechtes Sinnbild zu sein für mein bisheriges Leben.

Wenn ich zurückblicke, sehe ich keinen linearen Weg, der stetig und zielgerichtet auf dieses gegenwärtige „ich“ zuführt. Es gibt viele Seiten- und Parallelwege, Sackgassen auch. Aber wenn ich genauer hinsehe und mich von dem äußeren Anschein nicht ablenken lasse, erkenne ich ihn immer wieder:

Den roten Faden.

Und dieser drückt sich auf die verschiedensten Arten und Weisen aus:

Im Interesse für Bücher und Geschichten, Natur (-wissenschaften), Kochen, Musik, Körperarbeit, Meditation, textiles Werkeln, Kunst,….

Ihnen allen zugrunde liegt:

Lebendigkeit

Nicht mehr und  nicht weniger. Sie in allen unendlich möglichen Nuancen (wieder-)zu entdecken, mit Dankbarkeit, das scheint mir das Wichtigste zu sein.

Dies rufe ich mir hiermit selbst wieder liebevoll in Erinnerung, weil ich ständig abdrifte. Hin zu: Erfolgsdruck, Zukunftsängsten, usw.

Und für Euch nun ein paar Lebendigkeits- (oder auch: Kreativitäts-) Foto-Häppchen aus der letzten Woche:

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Überfärbung (nur teilweise) meines mit Apfelbaumrinde gefärbten Garnes mit Avocadoschalen

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…und das Ergebnis davon, auf einem Stück Leinen, auch mit Avocadoschalen gefärbt (und in Realität deutlich dunkler)

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Die Stunde der Gartenvögel wirkt bei mir immer noch nach, ich filze Vögel und noch mal Vögel….

Ich sende Euch herzliche Grüße,

Eure

Frau Wollwesen.